Vom sozialphobischen Kind zur sozialphobischen Produzentin

Schauspielerin, Produzentin und Nerd-Ikone. Felicia Day kann dies alles nachweisen. Ein weiter Weg für den in den Südsaaten aufgewachsenen, sozialphobischen und absolut nerdigen Rotschopf. In ihrer Autobiographie erzählt sie von ihrer Kindheit zuhause, wo sie auch unterrichtet wurde, wie ihre Karriere als Geigenspielerin, Mathematikerin und später dann als Schauspielerin in Werbeclips begann. Wie das Internet und Videospiele ihr geholfen und sie fast zerstört hätten und wie Gamergate sich auf sie als Frau in dieser Geekwelt ausgewirkt hat.

Mit viel Witz und Charme

Der Schreibstil wirkt dabei so, als würde sie direkt mit einem reden. Ständig schweift sie ab, erzählt ihr Leben mit äußerst viel Witz und Anekdoten, die einem ein Schmunzeln ins Gesicht zaubert. Ihre soziale Unbeholfenheit schafft dabei immer wieder witzige Situationen, ständig muss sie Dinge tun, wo ihre innere Stimme aufschreit. Dabei sei gesagt, dass sie sich nicht scheut, einen komplett in ihre Nerdwelt zu ziehen und mit einem Haufen Begriffe um sich zu werfen, die den unbedarften Leser befremden könnten. Doch erläutert sie dies meist kurz und so verliert man sich nie wirklich. (Naja ich wirklich nicht #nerdmax).

Ein Schritt nach dem anderen und nur die Wichtigen

Von der Struktur her hält sie sich an den chronologischen Ablauf ihres Lebens. Ihre Kindheit und Jugend beleuchtet sie dabei am ausführlichsten (Mit 37 Jahren wahrscheinlich nicht anders möglich). Später geht sie dann auf ihr Leben in Hollywood ein. Dabei klammert sie gerade ihre Schauspielerkarriere in Eureka, Supernatural, Buffy etc. aus und erzählt mehr von ihren ersten Erfolgen als Produzentin ihrer (oft illegal gedrehten) Webserie „The Guild“ und ihrem YouTube-Kanal „Geek & Sundry“. Vor allem ihre seelische Verfassung bekommt viel Aufmerksamkeit. Wie sie immer tiefer in ein Loch fiel, sich bei WoW (World of Warcraft) verloren hat und ihr gesamtes Leben vernachlässigte. All diese Aspekte sind interessant geschrieben und die Biographie besitzt keine Längen. Immer gibt es eine weitere witzige Anekdote, ein interessanter Fakt oder einfach eine abstruse Situation, wie sie ein Drehbuchautor nicht besser schreiben könnte.

In English and Nerdish

Das gesamte Buch ist auf englisch. Eine deutsche Übersetzung existiert nicht. Die Sprache ist jedoch recht simpel gehalten. Hier und da muss vielleicht mal nachgeschlagen werden, doch das meiste ergibt sich dann aus dem Kontext. Bei einer Übersetzung würde vor allem bestimmt einiges vom Witz verloren gehen, oder umständlich wirken. Sie nutzt die Sprache wie in einem normalen Gespräch und das ist schwer zu übertragen. Neben dem Text sind auch einige Bilder eingestreut, die mit (absichtlich) schlechten Photoshop-Effekten garniert sind, was das Buch weiter auflockert.

Biographie in gut

Nun Biographien sind so eine Sache. Viele lesen sie nicht gerne, da sie all zu gerne einfach langweilig sind, es in unserer Welt angesiedelt ist und keine fantastischen Abenteuer erlebt werden. Dieses Buch jedoch hat so absurde Situationen, einen sehr guten Witz und sogar andere Welten (wie Ultima, WoW, Dungeons & Dragons und einige mehr), dass es nicht wie eine klassische Biographie wirkt.
Gerade Fans der Autorin, Geeks, Nerds und Serienjunkies sollten sich dieses Buch, das mit 278 Seiten recht kurz ist, nicht entgehen lassen. Auch andere sollten einen Blick riskieren und vielleicht nimmt der eine oder andere auch einen Motivationsspruch oder eine Lebensweisheit mit.


4/5