„Vom Ende der Einsamkeit“ ist eine Aneinanderreihung von Klischees und Kitsch vereint mit einem dem Autor nicht abzusprechenden hervorragenden Schreibstil.

Und schon ist eigentlich alles gesagt, was es zu diesem Buch zu sagen gibt.
Wir begleiten Jules Moreau auf seinem Lebensweg beginnend am schicksalhaftesten Tag seiner Kindheit, der alles auseinanderreißen wird, was der Junge bis dahin gekannt hat, bis hin zum Tag seines Unfalls. Die Erzählung beginnt aber gerade mit diesem Ende. Jules liegt im Krankenhaus. Er bekommt Besuch von seinen zwei Kindern und seinem Bruder nebst Partnerin. Was passiert ist bleibt zunächst unklar, erst einmal begeben wir uns zurück in die Kindheit des Protagonisten.

Dort fährt er mit seinen Geschwistern und seinen Eltern nach Frankreich zur Großmutter. Nach einem schönen und friedlichen Urlaub verunglücken die Eltern tödlich auf einer Autofahrt. Die Kinder sind plötzlich zu Waisen geworden und finden sich nun in einem Internat wieder, in dem sie zwar gemeinsam, aber doch getrennt leben. Jeder dieser drei Kinder versucht nun auf seine Art und Weise mit dem Schicksal und der begleitenden Einsamkeit fertig zu werden. Während Jules als jüngstes Kind sich in sich selbst zurück zieht und kaum einen an sich heran lässt, blühlt die älteste Schwester förmlich auf, genießt das Leben in vollen Zügen. Sie ist diejenige, die viel zu schnell erwachsen wird, mit Sex und Drogen schnell und intensiv in Kontakt kommt. Und der mittlere Bruder, der Nerd, der seine Heerscharen von ausgestossenen Jungs um sich schart und in seiner eigenen abgeschirmten Welt lebt.

Im Internat lernt Jules Alva kennen. Ein Mädchen, dass sich eines Tages einfach so neben ihn setzt und dann auch so schnell wieder verschwunden ist, wie sie gekommen war. Die beiden schließen Freundschaft. Das es für ihn mehr als nur Freundschaft ist, merkt er leider fast zu spät.

Und so erzählt das Buch einen Lebensabschnitt des Protagonisten nach dem anderen. Jules wird erwachsen und wir werden es mit ihm und wäre da nicht der außerordentlich bemerkenswerte Schreibstil des Autors, man hätte schon verzagt. Denn was dieses Buch inhaltlich zu bieten hat, sind lediglich altbekannte Motive, die entweder kitschig oder gar banal sind. Vielleicht ist es auch gerade diese erste Eigenschaft, die die Geschichte so banal werden lässt. Es beginnt schon damit, dass diese allzu perfekte Familie (wunderschöne Mutter, stiller Vater mit ein paar Problemen) durch den Tod des Elternpaares zerstört wird. Dann die Freundschaft, die eigentlich Liebe ist und auch später im Buch wird. Mit Klischees nicht gegeizt. Doch ich möchte nicht zuviel vorwegnehmen, für all die, die das Buch dennoch lesen wollen. Jeder neuen Szene, die wir als Leser ausgesetzt werden, kennen wir schon irgendwoher, es wird immer noch eins auf das andere gesetzt, das vorherige Klischee noch mit einem weiteren übertrumpft.

So bleibt es am Ende egal, was mit den Figuren passiert, was aus ihrem Leben wird und welche Traurigkeiten sie noch erleiden müssen. All das, was beschrieben wird, bleibt unglaubwürdig. Es ist einfach zu viel. Es gibt keine neuen Wendungen, keine innovativen Ideen, keine Überraschungen. Es ist durch und durch uninspiriert und langweilig.

Mit jeder gelesenen Zeile wird der Ärger immer größer, denn obwohl man hier inhaltlich nicht viel geboten bekommt, ist es doch die Art und Weise des Erzählens, die Formulierungen, die Struktur der Sätze, der Aufbau der Dialoge die selbst einem Leser, der zum ersten Mal ein Buch von Benedict Wells liest sofort ins Auge springt, die und am Ende durch die Geschichte trägt und uns bis zum Ende durchhalten lässt.


3/5